Zum Todestag von Missen Michel Bovay

Heute 22. April 2022 ist es 13 Jahre her seit dem Tod des Zenmeisters Missen Michel Bovay, der 2009 nach kurzer, schwerer Krankheit ins Nirvana eingegangen ist.

Das letzte Gedicht, das er kommentierte, trägt den Titel „Gantan, „der Neujahrstag“ von Meister Yoka Daichi, der von 1290-1366 lebte. Michel Bovay kommentierte das Gedicht am Urnäsch-Sesshin Ende Februar 2007, welches gleichzeitig das letzte Mal war, dass er mit seiner Sangha praktizierte. Danach litt er unter starken Rückenschmerzen bis er kurz darauf ins Spital eingeliefert wurde, wo die Diagnose Knochenkrebs gestellt wurde. Am 22. April 2009 um ca. 22.30 Uhr verliess Missen Michel Bovay diese Welt.

Sanpai

Hier das Kusen von Michel Bovay:

Meister Daichi hat ein Gedicht mit dem Titel Gantan, der Neujahrstag geschrieben. Gan bedeutet die Quelle oder der Anfang, der Ursprung. Tan ist der Morgen, der Sonnenaufgang. Es bedeutet, zur Quelle, zum Ursprung zurückkommen. Dies sollte man eigentlich nicht nur am Neujahrstag tun, sondern jedes Mal, wenn wir uns hinsetzen, immer wieder zum Nullpunkt zurückkommen, alles loslassen, alles aufgeben, alles vergessen. Und von da aus wieder neue Energie entstehen lassen, einen klaren Geist, eine klare Sicht. Wie der Sonnenaufgang, frische Weisheit, die aus der Quelle hervorsprudelt. Wenn man so praktiziert, ist jeder Tag ein Neujahrstag, jeder Tag ein guter Tag. Immer wieder zur Quelle zurückkommen und von da aus einen frischen Geist entstehen lassen. Den Buddhageist sich verwirklichen lassen.

Das Gedicht Gantan von Meister Daichi lautet:

Der Buddha-Dharma des neuen Jahres, was ist das?
Erklärt es nicht den Andern, indem ihr den Mund öffnet.
Er offenbart die wirkliche Natur des Kaisers des Frühlings.
Der Frühlingswind weht und die Blüten des alten Pflaumenbaums öffnen sich.

Im Zazen ist es wichtig zur Quelle, zum Anfang, zu unserem ursprünglichen Geist zurückzukommen. Sich am Morgen hinsetzen und von dieser Quelle aus die Weisheit für einen neuen Tag entstehen zu lassen. Konkret bedeutet das, sich hinzusetzen, alles vorbeiziehen zu lassen, vom Phänomen shiki zur Leerheit, ku zurückzukehren. Aufhören, sich zu bewegen, etwas zu tun. Sich durch das kosmische Leben leben zu lassen. Die Weisheit die aus ku, der Leerheit kommt hervorkommen lassen, wie die Sonne, die aufgeht. Von ku aus entsteht ein neues shiki, ein neues Phänomen, eine neue Form. Was ist genau diese Weisheit? Das ist, was Meister Daichi in seinem Gedicht erklärt.

Ganzes Kusen von Michel Bovay über das Gedicht Gan Tan lesen

Zenmeister Missen Michel Bovay am Zen-Sommerlager in den Bergen bei Davos-Laret (2006)

„Meditation wozu?“ – Interview in der Studierendenzeitung ZS

Im Artikel „Meditation als Mittel zu welchem Zweck?“ in der Studierendenzeitung ZS der Universität Zürich geben unter anderem die drei Verantwortlichen des Zen Dojo Zürich Auskunft, warum sie meditieren und was für einen Zweck die Zen-Meditation verfolgt.

Dies schon vorweg: Die Zen-Meditation ist kein Mittel zum Zweck – der Erweckung, der Entspannung oder der Selbstoptimierung – sondern die Zen-Praxis selbst ist bereits dies alles, die Praxis selbst ist Erweckung. Mushotoku, ohne Ziel, ohne Absicht, einfach nur sitzen in Zazen.

Den ganzen Artikel im ZS lesen

Illustration: ZS – Zürcher Studierendenzeitung

Samstag, 2. April 2022: Matinee «Zen&Yoga»

Für das Jubiläumsjahr gibt es im Mushin Dojo drei Zazen-Matinees zu jeweils unterschiedlichen Themen. Den Auftakt macht «Zen&Yoga», geleitet vom Zenmönch Philipp Funk und der Yogalehrerin Denise Guldimann.

Ankuft ist ab 8 Uhr, das erste Zazen ist um 8.30 Uhr. Die Matinee endet ca. 13 Uhr mit anschliessendem Tee und Snack. Anmeldung: info@zen-zurich.ch.

Zen-/Yogaanfänger willkommen (bitte bei der Anmeldung angeben). Personen, die noch nie Zazen gemacht haben, können die reguläre Einführung mit anschliessendem Zazen am Freitag Abend, 1. April, 18.15-19 Uhr (Einführung)/ 19-ca. 20.30 Uhr (Zazen) nutzen.

  • Philipp Funk ist Zenmönch und praktiziert seit 1996 Zen in der Linie von Meister Taisen Deshimaru. Er ist Mitverantwortlicher des Mushin Zen Dojo Zürich.
  • Denise Guldimann ist diplomierte Yogalehrerin SYV/EYU und unterrichtet seit 2011 Yoga im Raum für Yoga und an anderen Orten.

  • Kosten: CHF 30.- (inkl. Reissuppe und Snack)
  • Mitnehmen: Zen-/Yogakleider (dunkle, bequeme Kleidung), Essschale/ Löffel (für die Reissuppe)
  • Achtung: Die Platzzahl ist auf 12 Personen begrenzt.
  • Flyer

ZEN in Hemberg, 13.-15.5.2022

Zum drittem Mal findet im Mai ZEN in Hemberg, das Sesshin in den Bergen statt. Das Zenwochenende wird dieses Jahr vom Zenmönch Philipp Funk geleitet, einem nahen Schüler von Missen Michel Bovay und Mitverantwortlichen des Mushin Zen Dojos Zürich. Organisiert wird das Sesshin vom Zen Dojo Konstanz.

Ankunft zum Sesshin ist am Donnerstag Abend ca. um 19/20 Uhr, das Abendessen ist um 20.30 Uhr. Das Sesshin endet am Sonntag nach dem Mittagessen und dem anschliessenden Aufräumen, ca. um 14/15 Uhr.

Anmelden kann man sich ab sofort beim Mushin Zen Dojo Zürich oder im Zen Dojo Konstanz per Mail unter dojo@zendojo-konstanz.de

Was ist ein Sesshin?

Sesshin heisst so viel wie Versammlung oder Konzentration des Geistes und ist eine intensive Zeit konzentrierter Zen-Meditation unter Anleitung eines erfahrenen Mönchs oder einer erfahrenen Nonne. Das Programm eines Sesshins besteht in der Regel aus vier mal zwei Zazenperioden à je 35-40 Minuten pro Tag. Zwischen den einzelenen Perioden gibt es eine konzentrierte Gehmeditation, Kinhin genannt. Nach dem Zazen am Morgen gibt es eine Zeremonie, in der japanische Sutren gesungen werden, in der Regel das Herzsutra und je nach dem auch noch andere. Texte der wichtigsten Sutras inkl. Übersetzung gibt es auf unserer Website zum Nachlesen.

Zu einem Sesshin sind alle herzlich eingeladen, unabhängig von ihrer Praxis: Anfänger ebenso wie erfahrene Mönche und Nonnen. Für Anfänger gibt es an einem Sesshin jeweils eine verantwortliche Person, die sich um deren Bedürfnisse kümmert.

Coronabestimmungen ab 18.2.2022

Aufgrund der sinkenden Fall- und Hospitalisationszahlen hat der Bundesrat entschieden, dass die meisten Massnahmen der Covid-19-Verordnung ab dem 17. Februar 2022 aufgehoben werden.

Wir freuen uns, dass wir auch im Mushin Dojo wieder ohne Maske sitzen können, um vulnerablere Personen aber nicht von der Praxis auszuschliessen, empfehlen wir, bis auf Weiteres im Innenraum eine Maske zu tragen, bis wir auf dem Meditationskissen sitzen und für das Sutrasingen bei der Zeremonie, die Maske wieder anzuziehen.

Hier die Massnahmen im Mushin-Dojo in der Übersicht:

  • Es gibt keine Zertifikats- oder Maskenpflicht.

Wir empfehlen:

  • die Maske im Innenraum zu tragen, bis wir auf dem Meditationskissen sitzen,
  • für das Sutrasingen bei der Zeremonie die Maske wieder anzuziehen.
  • Zazen und Kinhin (Gehmeditation) sind ohne Maske.
  • Wir sitzen mit dem nötigen Abstand.

Diese Empfehlungen gelten bis auf Weiteres.

(Bild: Borobudur, Indonesien, tourasia.ch)

10 Jahre Mushin Dojo

Im März 2012 gründeten sechs Zenmönche – fünf davon nahe Schüler von Missen Michel Bovay – die Mushin Zen Gruppe Zürich. Zum 10-jährigen Jubiläum haben wir ein vielfältiges Jahresprogramm zusammengestellt.

Nach dem Tod unseres Meisters Missen Michel Bovay im Jahre 2009 war für einige seiner nahen Schüler und Schülerinnen die Zeit gekommen, seine Unterweisung weiter zu geben. Manche taten dies, indem sie sein Dojo am Rindermarkt weiter führten, andere, in dem sie an anderen Orten die Lehre ihres Meisters weitergaben. Fünf seiner nahen Schüler sowie ein Zenmönch aus Berlin haben im März 2012 den Verein Mushin Zen Dojo Zürich gegründet, um die Lehre von Michel Bovay sowie seinem Meister Taisen Deshimaru und allen Zenmeistern und -meisterinnen weiterzugeben. So entstand vor genau zehn Jahren das Mushin Zen Dojo Zürich. Der Verein ist Mitglied der von Meister Deshimaru gegründeten Association Zen Internationale (AZI) und hat in den letzten zehn Jahren eine regelmässige Zenpraxis ermöglicht, diverse Zeneinführungen, Zazentage, Vorträge und Sesshins durchgeführt. Auch für dieses spezielle Jahr haben wir einiges vor.

Ein Jahresprogramm für das Jubiläum

Anlässlich unseres zehnjährigen Bestehens haben wir für das Jahr 2022 ein spezielles Jubiläumsprogramm zusammengestellt. So führen wir erstmals drei Zazenmatinees zu je unterschiedlichen Themen durch. Mitte Mai findet zum dritten Mal das Zen-Sesshin in Hemberg zusammen mit dem Dojo Konstanz statt und im September haben wir den neunten Abt des japanischen Zentempels Muho Nölke für einen öffentlichen Zenvortrag eingeladen. Nachdem er zwei Mal wegen Corona absagen musste, hoffen wir, dass er in unserem Jubiläumsjahr aus Japan anreisen kann.

Ein weiterer Höhepunkt bildet Ende September das Bodensee-Sesshin, welches vom Zenmeister und nahen Deshimaru-Schüler Guy Mokuho Mercier geleitet wird. Das Bodensee-Sesshin wird jeweils gemeinsam mit weiteren «Michel-Dojos» durchgeführt. Dieses Jahr wird das Sesshin vom Mushin Zen Dojo Zürich organisiert. Einen würdigen Schlusspunkt setzt dann im Dezember ein Zazentag anlässlich von Rohatsu, dem Erwachen Buddhas.

Wir danken den Gründern, den Verantwortlichen, allen Praktizierenden und Unterstützenden des Mushin Dojos und freuen uns auf ein spezielles Jahr und darüber hinaus.

Gassho

10 Jahre Mushin Dojo im Raum für Yoga

Öffnungszeiten über die Feiertage

Das Mushin Dojo bleibt über die Feiertage vom Freitag, 24.12. – Sonntag, 2.1.22 geschlossen.

  • Das letzte Zazen im alten Jahr ist am Donnerstag, 23.12.2021
  • Das erste Zazen im neuen Jahr ist am Donnerstag, 6. Januar 2022

Wir wünschen allen frohe Festtage und eine gute Praxis!

Zusätzliches Abendzazen anlässlich Rohatsu

Am kommenden Freitag, 3. Dezember werden wir nach dem regulären Zazen von 19-20.30 Uhr einen kleinen Snack und danach ein zweites Zazen von 21-22.30 Uhr anbieten. Wer bleiben will, kann bleiben, wer gehen will, kann gehen. Das zweite Zazen ist fakultativ und findet anlässlich des Rohatsu-Sesshins statt, das traditionellerweise Anfang Dezember stattfindet.

Das einwöchige Rohatsu-Sesshin findet in Erinnerung der Erweckung Buddhas statt. Gemäss der Überlieferung sass der historische Buddha Shakyamuni sieben Tage unter dem Bodhibaum in Zazen und hatte die Erweckung, als er am Morgen des 8. Dezembers den Morgenstern sah. Rohatsu bedeutet nichts anderes als „der achte Tag des zwölften Monats“. In Japan wird das Rohatsu-Sesshin oft als das wichtigste Sesshin im Jahr betrachtet.

Zazentag mit Madeleine Ehrhard am Samstag, 13. November

Madeleine Ehrhard praktiziert seit 1983 und hat die Nonnen-Ordination vom Zen-Meister Stéphane Kosen Thibaut, einem nahen Schüler von Meister Deshimaru, erhalten. Sie ist Mitverantwortliche des Mushin Zen Dojo Zürich.

  • ort: Mushin Zen Dojo, Bremgartnerstrasse 18 (Innenhof), 8003 Zürich
  • datum: Samstag, 13. November 2021
  • ankunft: ab 8.00 Uhr
  • erstes zazen: 8.30 Uhr
  • ende: 18.30 Uhr (anschliessend Apéro)
  • kosten: CHF 40.- (inkl. Verpflegung)
  • anmeldung: info@zen-zurich.ch, www.zen-zurich.ch
    Anfänger willkommen (bitte bei der Anmeldung angeben)
  • mitnehmen: Zenkleider oder dunkle, bequeme Kleidung, Schale, Zafu