Hôkyôzanmai

Geschrieben im 9. Jahrhundert von Meister Tozan. Seine Lehre: in sich selbst schauen, nicht bei den andern suchen, einen von jeglicher Formel freien Geist bewahren.

Das Hokyozanmai handelt vom reinen Bewusstsein während Zazen : Zanmai, Samadhi. Der kostbare Spiegel der Form und Nicht-Form mit einschliesst, wiederspiegelt alle Phänomene des Kosmos, die frei und ungreifbar erscheinen und vergehen. Das Samadhi des kostbaren Spiegels ist das Erwachen des Geistes zur Buddhanatur aller Daseinsformen.

Hôkyôzanmai – die vollendete Sammlung, genannt «kostbarer Spiegel»

So ist das Dharma.
Von Buddhas und Vorfahren vertraut weitergegeben, hast Du es nun empfangen.
Bewahre es gut.

Eine Silberschale mit Schnee gefüllt,
ein Reiher im Mondlicht verborgen.

Einander ähnlich, doch nicht identisch.
Einander nahe erscheinen die Unterschiede.

Sinn liegt nicht in Worten,
der entscheidende Moment lässt ihn erscheinen.

Folgst Du ihnen, bist Du gefangen,
beachtest Du sie nicht, fällst Du in Zweifel.

Sich abwenden, es berühren, beides ist falsch.
Wie ein Feuerball ist es.

Beschreibst Du es blumig,
befleckst Du es mit Schmutz.

Klar im Dunkel der Nacht,
im Licht des Tages verborgen.

Regel allen Seins ist es;
nütze es, um alle Leiden zu beenden.

Obwohl nicht gezeugt,
ist es nicht jenseits der Worte.

Einem kostbaren Spiegel gegenüber:
Form und Spiegelbild sehen sich.

Du bist nicht das Spiegelbild,
doch das Spiegelbild ist Du.

Wie ein kleines Kind, in fünf Aspekten vollständig.
Kein Kommen, kein Gehen; kein Entstehen, kein Verweilen;

Baba, wawa. – Worte? Keine Worte?
Es sagt etwas, doch sagt es nichts: 

Die Worte sind noch nicht genau.
Im Doppelfeuer greifen sechs Linien ineinander.

Absolutes und Relatives ergänzen sich.
Verschränkt ergeben sie drei, verändert werden sie fünf.

Es achten bringt Glück.
Irre Dich nicht.

Natürlich und wunderbar,
berühren es weder Wahn noch Erwachen.

Klar unter jeder Bedingung,
erstrahlt es still jederzeit.

Ganz fein durchdringt es Ungetrenntes,
ganz weit übersteigt es jedes Maß.

Weichst Du um Haaresbreite ab,
bist Du nicht mehr im Einklang.

Nun gibt es jäh und stufig,
Lehren und Methoden entstehen, Regeln unterscheiden sich.

Ob Du Lehren meisterst und Methoden oder nicht:
Wirklichkeit fließt endlos weiter.

Außen ruhig, innen bebend,
wie angebundene Fohlen, wie kauernde Ratten.

Die alten Weisen waren betrübt
und gaben ihnen das Dharma.

Im Trug gefangen, halten die Menschen schwarz für weiß.
Doch fällt der Trug, versteht ein jeder selbst.

Willst du den alten Fährten folgen,
achte auf die alten Weisen.

Den Buddha-Weg vollendend,
saß er zehn Kalpas unter einem Baum.

Wie ein kampferprobter Tiger,
wie ein Pferd mit ergrauten Schenkeln.

Für die wenig Begabten:
Tische mit Edelsteinen, verzierte Gewänder. 

Für die Weitsichtigen:
Katzen und weiße Ochsen.

Aus hundert Schritt traf der Schütze das Ziel mit Kraft und Geschick.
Doch treffen sich Pfeile mitten im Flug, wozu noch Kraft und Geschick?

Der Mann aus Holz beginnt zu singen,
die Frau aus Stein erhebt sich und tanzt.

Jenseits von Fühlen und Wissen,
wie kann es mit Denken verbunden sein? 

Minister dienen den Herrschern,
Kinder folgen den Eltern.

Nicht gehorchen ist nicht kindgemäß,
nicht dienen ist nicht hilfreich.

Handle verborgen, wirke unsichtbar,
wie ein Simpel, wie ein Narr.

Auf diese Weise weitermachen,
wird Meister im Meister sein genannt.