Das im 8. Jahrhundert von Sekito Kisen, dem Schüler des 6. Patriarchen verfasste Sandokai gehört zu den wichtigsten Texten unserer Tradition. Es ist eine Essenz der Buddhalehre, die wir in der Morgenzeremonie singen.
Das Sandokai handelt von der Verwirklichung der fundamentalen Einheit innerhalb der Widersprüche und der Dualität, die von unserem Gehirn hervorgebracht werden.
- San: vielfach, Unterschied, Form
- Do: Einheit, Gleichheit, ku (Leerheit)
- Kai: Begegnung
Mehrere Übersetzungen sind möglich: Gleichheit vom Vielfachen und Einen, Begegnung zwischen Gleichheit und Verschiedenheit, Einheitlichkeit der Wirklichkeit und der Leerheit, usw.
Übersetzung:
Der Geist des Großen Weisen aus Indien
offenbarte sich zutiefst von West nach Ost.
Die Fähigkeiten des Menschen sind mehr oder weniger zugespitzt
Doch der Weg hat weder Patriarch des Nordens noch Patriarch des Südens.
Die Quelle des Geistes glänzt hell im Licht;
Sich verzweigende Bäche fliessen im Dunkeln.
Das Erfassen der Dinge ist gewiss eine Täuschung;
Sich in Einklang bringen mit der Gleichheit ist noch keine Erleuchtung.
Alle Sinnesobjekte stehen in Wechselwirkung zueinander
Und doch sind sie nicht verbunden.
Wechselwirkung führt zu Solidarität.
Wenn nicht, bleibt jeder in seiner Position.
Das Gesehene nimmt verschiedene Gestalten an,
Die Klänge sind angenehm oder unangenehm.
In der Dunkelheit verschwimmen raffinierte und vulgäre Reden,
Im Licht unterscheiden sich klare und unklare Aussagen.
Die vier Elemente kehren zu ihrer Natur zurück
Wie das Kind zu seiner Mutter zurückfindet.
Feuer wärmt, Wind bewegt, Wasser nässt, Erde ist fest.
Auge und Sicht, Ohr und Klang, Nase und Geruch, Zunge und Geschmack.
Für alles was existiert entwickeln sich die Blätter gemäss dieser Wurzeln.
Stamm und Äste teilen die; Edel oder gewöhnlich, jeder hat seine Rede.
Im Licht ist die Dunkelheit,
Doch haltet sie nicht für Dunkelheit.
In der Dunkelheit ist das Licht,
Doch betrachtet es nicht als Licht.
Licht und Dunkelheit sind Gegensätze
Wie der vordere und der hintere Fuss beim Gehen.
Von den unzähligen Dingen hat jedes sein eigenes Verdienst,
Das sich in Funktion und Ort offenbart.
Die Erscheinungen existieren, so wie der Deckel auf die Dose passt ;
Das Prinzip stimmt überein, so wie zwei Pfeilspitzen zusammentreffen.
Diese Worte hörend, versteht den Sinn;
Schafft nicht eure eignenen Normen.
Versteht ihr den Weg unter euren Füssen nicht,
Wie wollt ihr dann den Weg kennen auf dem ihr geht?
In der Praxis geht es nicht um Nähe oder Ferne,
Doch in der Verwirrung versperren Berge und Flüsse den Weg.
Euch, die ihr den Weg sucht, bitte ich mit Respekt,
Eure Tage und Nächte nicht zu vergeuden.