


Heute 22. April 2025 ist es 16 Jahre her seit dem Tod des Zenmeisters Missen Michel Bovay, der 2009 nach kurzer, schwerer Krankheit ins Nirvana eingegangen ist.
Das Urnäsch-Sesshin Ende Februar 2007 war das letzte Sesshin, das er leitete. Schon unmittelbar nach dem letzten Zazen hatte er plötzliche starke Rückenschmerzen. Nur wenige Wochen später wurde er im April ins Spital eingeliefert, wo die Diagnose Knochenkrebs gestellt wurde. Am 22. April 2009 um ca. 22.30 Uhr verliess Missen Michel Bovay diese Welt.
Sanpai
Zu seinem Todestag hier ein Kusen zum Hokyo Zanmai, das er über mehrere Jahre an Sesshins und in der täglichen Praxis im Dojo Zürich kommentierte.
Das Hokyo Zanmai sagt: Aussen Ruhe, innen Bewegung, wie ein angebundenes Pferd, wie eine Ratte, die sich verbirgt. Die Meister der Übermittlung waren über diesen Punkt betrübt. Deshalb verspürten sie das Bedürfnis, das Dharma zu verkünden. Durch die Illusion verwechselt man das Weisse mit dem Schwarzen. Lösen sich die Illusionen auf, kann jeder augenblicklich durch sich selbst verstehen.
Urprünglich ist alles rein, alles ruhig. Alles ist Ku, leer. Aber der Mensch wird geboren, erhält Sinne. Dadurch kommt er in Kontakt mit der Aussenwelt, und er fängt an nach den Dingen zu greifen, Wünsche entstehen, das Bewusstsein, als Ich zu existieren, getrennt vom Ganzen.
Dann kommt man zum Zazen, setzt sich hin, kehrt zurück zum Ursprünglichen. Im Dojo ist es ruhig. Unsere Zazen-Haltung: Nach aussen bewegt sich nichts, doch innen ist Bewegung. Die Tendenzen des Menschen gehen weiter, und ergeben Bewegung. Es ist wie eine Ratte, die sich verbirgt. Sie wartet, bis niemand mehr da ist, um heraus zu kommen. Wie ein angebundenes Pferd: Es bleibt ruhig, weil es angebunden ist. Aber es möchte davon springen. Das sind unsere Bonno, unsere Wünsche, die tief in uns eingeprägt sind. Die Meister der Übermittlung verkünden das Dharma, um den Menschen zu helfen. Zum Beispiel das Hokyo Zanmai, das ihr jetzt hört, das es erlaubt, diese Energie in uns, unsere Wünsche umzuwandeln.
Bonno bodai o mitsu: Die Bonno werden das Wasser der Erweckung, die Energie der Erweckung. Und wie werden sie umgewandelt? Indem, wie Meister Kodo Sawaki sagt, wir eine Pause vom Mensch-Sein einlegen. Indem wir mit dem Ursprünglichen in Einheit kommen und aufhören, unseren menschlichen Tendenzen zu folgen. Deshalb, konzentriert euch auf die Haltung, auf die Atmung, werdet ganz eins damit. Die innere Bewegung wird sich in Erweckung umwandeln.
Sesshin Jaun, 2002